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Dienstag, 26. April 2011

Baner, Rusche und AUD: 35 Jahre gegen Atomkraft

Bei den Kommentaren die zur Zeit in allen möglichen Nachrichten zu lesen, hören oder sehen sind, reibe ich mir ganz oft die Augen. Manchmal denke ich ein Déjà-vu zu haben.
Ziemlich genau vor 35 Jahren, 1976, es gab die Grünen noch nicht, an meinem damaligen Wohnort Offenbach gab es auch noch keine Bürgerinitiative, machte ich auf dem Offenbacher Marktplatz, meist alleine, jedes Wochenende einen Informationsstand. Im damaligen Bundestagswahlkampf sah ich Werbung von der AUD, der ersten und damals einzigen Partei die gegen Atomenergie war. Ich wurde Mitglied und gründete mit Freunden einen Kreisverband.

Dieser Stand bestand aus einem Tapeziertisch mit Informationsmaterial (Broschüren und Flugblätter) des Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU) und des Bund Umwelt Und Naturschutz (B.U.N.D.).

Ich war für die Offenbacher ein Sonderling und wurde für meine "verrückten" Thesen belächelt, die da waren:
- fehlende Erdbebensicherheit der AKW,
- kein Schutz gegen Flugzeugabstürze und
- nicht lösbare Probleme mit dem Atommüll.

Heute, 35 Jahre später, nach Tschernobyl, nach dem 11. September und nach Fukushima höre ich diese Thesen immer wieder und niemand scheint sie noch für verrückt zu halten.

Freitag, 22. April 2011

Pierre Vogel und das Paradies in Frankfurt

Als ich vor einigen Tagen davon hörte, dass der Ex-Boxer, Islamist und Heuchler Pierre Vogel in Frankfurt "missionieren" wollte, hatte ich eigentlich vor, einen Infostand unter dem Thema "Alternativen zum Islamismus" anzumelden. Die Kürze der Zeit und erste Meldungen, dass Vogels Auftritt nicht erlaubt werden sollte, brachten mich von diesem Vorhaben ab.

Nun wollte ich wenigstens nachsehen, ob das Verbot durchgesetzt war oder ob dieser Herr Frankfurt islamisieren darf.

Kurz nach 18:00 Uhr traf ich mit einer burmesischen Freundin an der Hauptwache ein. Dort war, von Polizei eingekreist, ein Stand von Tierschützern, die wohl nichts mit Islam, außer vielleicht einer kritischen Haltung zu tierquälerischen Schächtung, zu tun hatten. Ein weiterer Stand mit Megaphon war, nach meiner Wahrnehmung, von Autonomen und Antifaschisten aufgebaut. Sie gaben einer Sprecherin des Rates der Ex-Muslime Gelegenheit zu berichten, was politischer Islam am Beispiel Iran vor allem für Frauen bedeutet.

Vereinzelt waren auch ziellos herum laufende Damen mit Kopftüchern und manche mit Teil- und Ganzverschleierung sowie Herrn mit Käppchen und Tropenanzügen zu sehen, die aber nicht als Gruppe auszumachen waren.

Einige junge Herren, die man gar nicht richtig zuordnen konnte, wurden von der Polizei gejagt, festgenommen und bekamen Platzverweis. Später hörte ich, das waren Rechte.

Kurz vor 19:00 Uhr wurde es an der Katharinenkirche lebhaft und ein ganzer Pulk bärtiger Herren mit Tropenanzügen und Pierre Vogel in ihrer Mitte eilten, die Hauptwache hinter sich lassend, zum Goetheplatz.

Hier stand ein Wagen mit Lautsprechern bereit für Vogel und seine Begleiter. Verschiedene Gruppen und Einzelpersonen wurden von der Polizei abgehalten, den Goetheplatz zu betreten. Ich hatte keine Probleme mit auf den Platz zu gehen und stand alsbald in einer Gruppe junger Männer vor dem Lautsprecherwagen. Pierre Vogel war nicht zu verstehen, er nuschelte und ich erlaubte mir den Zuruf "Sprich deutlich oder sei gleich ganz ruhig". Das rief, kaum hatte ich diesen Zwischenruf getan, einen zornigen Jüngling auf den Plan, der mir ohne Vorwarnung mit einem Sprung einen Tritt in den Bauch verpasste. Er war zu der Seite der Polizei von mehreren anderen Jugendlichen verdeckt, also nicht sichtbar. Nach dem Tritt wurde der junge Mann von mehreren seiner Freunde, welche vorher die Sicht der Polizei auf ihn verhindert hatten, festgehalten. Nun bekam ich von einem etwas älteren Jugendlichen den Rat: "Verschwinde hier! Wenn Du beschützt werden willst, dann geh rüber zur Polizei, die beschützen Dich. Hier beschützt Dich keiner!"

Das waren also die freundlichen Herren mit der Einladung zum Paradies. Während Vogel auf der Bühne seinen Freunden akustisch schwer zu verstehendes, durchmischt von Ruhrplatt und Arabisch vortrug, verließ ich den Platz, um die Andacht der islamistischen Adrenalinjunkies nicht weiter zu stören. Die einzig erlaubten Zwischenrufe auf dem Platz waren Allah Akbar.

Am Rande des Platzes sah ich dann eine Auseinandersetzung zwischen jugendlichen Vogeljüngern und einem Mann zwischen 40 und 45. Dem Mann wurde angedroht, dass man ihm die Brille abnehmen will, damit man ihn besser verprügeln könne. Als man die Polizei zu Hilfe gerufen hat, bestanden diese kleinen islamistischen Dumpfbacken darauf, das sowas (Brille abnehmen) zu sagen bzw. anzudrohen, zur "freien Meinungsäußerung" gehört.

Den Vortrag von Vogels "Überraschungsgast", der mittlerweile ausgewiesen wurde, und der vor allem dadurch bekannt ist, dass er die Hinrichtung für Homosexuelle fordert, habe ich dann nicht mehr mitbekommen, weil ich wichtigeres zu tun hatte.

Freitag, 15. April 2011

Bicycle Day! 19. April 2011 68 Jahre

Die Wirkung von Lysergsäure-diethylamid, kurz LSD, entdeckte der Schweizer Chemiker Albert Hofmann am 16. April 1943 durch Zufall, nachdem er die Substanz vermutlich durch die Haut absorbiert hatte. Er wiederholte dieses Erlebnis am 19. April 1943 durch die Einnahme von 250 Mikrogramm LSD, was der kleinsten für ihn denkbar wirksamen Dosis eines Halluzinogens entsprach, verglichen mit dem damals stärksten bekannten, natürlich vorkommenden Halluzinogen, Meskalin. Es stellte sich jedoch heraus, dass diese Menge bereits das fünffache der normal wirksamen Dosis (ca. 50 µg) von LSD entsprach.

Dieses Datum gilt heute als Zeitpunkt der Entdeckung psychoaktiver Eigenschaften des LSD; der Jahrestag wird von popkulturellen LSD-Anhängern als "Fahrradtag" (Bicycle Day) begangen, da Hofmann am Beginn seines Rauscherlebnisses mit dem Fahrrad nach Hause fuhr.

Happy Bicycle Day!

Wikipedia zu LSD

Wikipedia zu Albert Hofmann

LSD mein Sorgenkind

Montag, 11. April 2011

Buchempfehlung: Bum, Beatnik, Gammler, Hippie - Brummbär

Bei Werner Pieper und der Grünen Kraft hat es wieder neue Bücher gegeben. Eins davon ist der grüne Zweig mit der Nummer 278.

Gammler waren in den frühen 60ern die 1. Nachkriegsjugendbewegung, die langhaarigen Vorläufer von sog. ‚Hippies‘ und radikaleren '68ern. Die erste unabhängige ‚Jugendkultur‘. Sie sagten sich konsequent von Nazi-Eltern und Wirtschaftswunder-Euphorie los, machten ... nix und waren die ersten radikalen Konsumverweigerer. Als Gruppe praktizierten die Gammler das Sein statt dem Haben, sie wollten solidarisch und unabhängig leben, statt abhängig zu besitzen - die erste eigenständige Jugendkultur im Lande. Obschon es nie mehr als 1000 'echte' Gammler gab, geilten sich die Medien und das 'Volk' an ihnen auf. Kanzler Erhardt tobte: »Solange ich regiere, werde ich alles tun, um dieses [Gammler-] Unwesen zu zerstören.« Werner Pieper ergänzt Brummbaers Text mit grundlegenden Infos über die damalige Gammler-Szene.

Brummbaer war 1964 noch Brummbär - und einer von ihnen. Hier erzählt er von seinem Weg als Pflastermaler und Überlebenskünstler in München via Ibiza nach London in die Welt. Später führte er Robert Crumb-Comix in Deutschland ein, betrieb eine erste Lightshow, gründete die Zeitschrift Germania ... und mutierte Jahrzehnte später zu einem Pionier digitaler Gestaltungstechniken in Hollywood.

Tim Leary: »Brummbaer, ein Vertreter aus dem Vater- und Mutterland des Rausches. Ein tolles Buch! Jeder sollte es lesen!«

Robert Anton Illuminatus Wilson: »Ich genieße Dein Buch in vollen Zügen. Jedes Mal, wenn ich vor dem Schlafengehen ein paar Kapitel lese, habe ich ungewöhnlich lange, ‚üppige‘ und unvergessliche Träume!«

Dieses tolle Buch konnte ich nicht mehr aus der Hand legen, ohne es zu Ende gelesen zu haben.

Wer etwas über einen Vertreter der frühen Form von "Aussteigern" die letztlich alle kommenden Generationen von Austeigern beeinflusst haben, lesen will sollte unbedingt dieses Buch bestellen.

Link zur Bestellseite

ISBN ist 978-3-930442-78-2

Der Preis 17.- €

Sonntag, 10. April 2011

500 Dollar waren damals mehr als nur eine Hand voll.

Nicht alle Männer die ich in jungen Jahren in Heidelberg kennen lernte, lebten Inkognito. Je mehr sie sich unbeobachtet fühlten und je weiter sie weg von zu Hause waren, um so leichter fiel es ihnen "out of the closet" zu sein.
So war ich mit einem jungen Amerikaner namens Gilbert Newlands aus Cleveland, Ohio zwischen meinem 17. und 18 Lebensjahr befreundet. Gilbert, den ich leider in späteren Jahren bei meinen Besuchen in den Vereinigten Staaten nie ausfindig machen konnte, studierte im Heidelberger Schiller College und wohnte in Ziegelhausen bei Heidelberg.

Er war der Spross einer reichen Familie in Cleveland und hatte jeden Monat 500 US-$ zur Verfügung, was 1969/1970 noch sehr viel Geld in Deutschland war. Soweit ich mich erinnere stand der Kurs damals 1,- US-$ zu ca. 4,- DM. Gilbert war sehr großzügig und freute sich in mir jemanden gefunden zu haben, mit dem er sein Geld ausgeben konnte. Mehr als einmal war ich eingeladen mit Gilbert eine mehrtägige Fahrt in seinem VW Käfer Cabriolet zu unternehmen. Eine davon führte uns nach Paris und war meine erste und zugleich letzte Reise in diese Stadt.
Zu meinem 18. Geburtstag bekam ich eine vergoldete Kette für das Handgelenk mit der Gravur Herbert und auf der Innenseite G.N. to H.R. 1970, die sich noch heute in einem kleinen Kästchen in meinem Schrank befindet.

Sicher ist dieser Beitrag kein große Nachricht für Außenstehende. Die Möglichkeit und der Versuch aber, dass nach dieser langen Zeit ein Gilbert Newlands in Cleveland, Ohio, oder eine/r seiner Nichten und Neffen, oder gar Söhne, Töchter oder Enkel nach seinem Namen googelt und damit nach 41 Jahren, durch technische Errungenschaft von heute, wieder ein Kontakt zustande kommt, ist es mir wert.

Freitag, 8. April 2011

Die meisten hießen "Rolf"

Als Junge vom nahen Lande tauchte ich vor 44 Jahren in Heidelberg auf. Ich begann eine Ausbildung zum Buchdrucker in Heidelberger Ortsteil Kirchheim und besuchte einmal in der Woche eine Berufsschule in der Nähe der Innenstadt. Meine erste erotische Erfahrung machte ich damals, im Alter von noch 15 Jahren, mit einem 26jährigen südamerikanischen Studenten. Das war der erste sexuelle Kontakt mit einem Mann, der über die Spiele und das Erforschen der sexuellen Möglichkeiten im heimatlichen Dorf hinaus ging. Durch diesen ersten Kontakt erfuhr ich, wo man "Gleichgesinnte" in Heidelberg treffen konnte. Was nun folgte, hat mich ein Leben lang geprägt.

Die Männer die mir begegneten und von denen ich Zuneigung, Verständnis, Unterstützung erhoffte, waren nahezu alle stark traumatisiert. Es war damals die Zeit des §175, in der von den Nationalsozialisten 1937 verschärften Form, der noch immer Gültigkeit hatte. Ich habe Razzien miterlebt, in der die Polizei ein Kesseltreiben, gegen die Männer auf ihren abendlichen Treffpunkten, veranstaltete. Meine potentiellen Vorbilder, die Männer mit "Erfahrung" zu denen ich aufschaute, haben mit dieser Art polizeilicher Maßnahmen seit ihrer frühsten Jugend gelebt. Viele von ihnen waren nach §175 vorbestraft. Fast alle lebten ein Doppelleben. Meine Versuche über flüchtige sexuelle Kontakte hinaus Kontakte zu knüpfen wurden abgeblockt. Auffälliger Weise hießen viele Männer damals Rolf, der ein oder andere Thomas oder Dieter. Eine Telefonnummer oder gar eine Adresse gab es nicht, und ich stellte bald fest, dass der Name meist erfunden war. Erwachsene Männer wurden für sexuelle Kontakte mit anderen erwachsenen Männern in dieser Zeit mit bis zu 5 Jahren Haft "bestraft". Ich war die nächsten Jahre noch nicht volljährig, was man damals erst im Alter von 21 Jahren war. Kontakte zu "Minderjährigen" wurden noch viel strenger und schärfer geahndet als Kontakte zwischen Volljährigen.

Glücklicher Weise gab es in Heidelberg Studenten, die meinem damaligen Alter am nächsten waren und die, wie ich, mit dieser Situation nicht einverstanden waren. Der Kontakt zu ihnen zeigte mir die ungefähre Richtung, die zu nehmen war, wollte ich nicht zu einem dieser verklemmten Schwulen mit Doppelmoral werden, welche meist bis ins hohe Alter ihrer "verlorenen Jugend" hinterher eilten. Im Alter von 17 Jahren, kurz nach der ersten Liberalisierung des §175, gründete ich, zusammen mit zwei Studenten, die erste Schwulengruppe in Heideberg. Diese Gruppe gab es unter dem Namen "Homo Heidelbergensis" bis weit in die 80er Jahre.

Hier ein Bild des Kiefers des ältesten Mitglieds und auch Namensgebers unserer Gruppe